Inszenierung von Macht und Unterhaltung – ein Forschungsprojekt des fimt
Nürnberg, 1935 – die Stadt der Meistersinger ist auch die Stadt der Reichsparteitage. Sie ist Kulisse des Musiktheaters und wird zur Bühne nationalsozialistischer Propaganda. An keinem Ort durchdringen sich politische und theatrale Inszenierung idealtypischer und nachdrücklicher als hier. Die Nationalsozialisten bestimmen den Theaterspielplan und Adolf Hitler tritt auf dem Reichsparteitagsgelände auf.
Seit jeher war die fränkische Metropole Schauplatz vielfältiger Wechselwirkungen zwischen Ästhetik, Urbanität und politischer Machtausübung. Die besondere Topographie Nürnbergs stellte gerade unter nationalsozialistischer Herrschaft mit dem Ensemble aus Burg, Stadtmauer und Fachwerkhäusern, Zeppelinfeld, Großer Straße und Kongresshalle eine idealtypische Kulisse zur Verfügung. Diese bildete den Raum für ein Wechselspiel aus inszenierter Herrschaft und theatraler Inszenierung, das Erscheinungsbild und Wahrnehmung der Stadt bis heute prägt.
Diese Besonderheit legt nahe, an diesem Ort ein Forschungsprojekt zu initiieren, das auf breiter Quellenbasis und mit innovativer Methodik diese Wechselwirkungen untersucht. Im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Transfer-Projekts Inszenierung von Macht und Unterhaltung – Propaganda und Musiktheater in Nürnberg 1920–1950 und in Kooperation mit dem Staatstheater Nürnberg und dem Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände beleuchten Konferenzen, Publikationen und eine Ausstellung das Thema in verschiedensten Blickwinkeln. Das interdisziplinär zusammengesetzte Forschungsteam bearbeitet darüber hinaus ein Teilprojekt zu Frauenbiographien und dem Bild von Künstlerinnen im NS.
So wie das Theater zu einem Instrument der NS-Kulturpolitik wurde, so wurde auch die Stadt selbst Funktionsträger lokaler, nationaler und nationalsozialistischer Selbstbespiegelung, die schließlich ihr Referenzwerk wiederum in den Meistersingern fand; hier wie dort liegen gleichsam gesamtkunstwerkliche Strategien vor. Insgesamt soll am Beispiel Nürnberg deutlich werden, welche herausragende Bedeutung das Musiktheater für Hitler und die nationalsozialistische Propaganda hatte, welche Wechselwirkungen zwischen den Inszenierungen auf der Stadtbühne und der Opernbühne bestanden.
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